Verschiedene Arten der Schwangerenbegleitung näher betrachtet

Heute geht es um die Begleitung durch eine Doula, und worin diese sich von der Begleitung durch eine Hebamme unterscheidet?

Dazu haben wir Doula Tanja Sölter befragt. (https://babymassagemuggensturmde.wordpress.com/)

Das ist wohl die am Häufigsten gestellte Frage:

Eine Doula ist eine geburtserfahrene Frau, die den werdenden Eltern zur Seite steht.

Im Gegensatz  zur Hebamme, darf die Doula keine Geburt alleine leiten. Auch nicht auf Wunsch der Gebärenden.  Außerdem dürfen wir nicht medizinisch beraten und/oder behandeln. Eine Doula ersetzt also keine Hebamme. Wir kümmern uns um das Wohlergehen der werdenden Eltern, erklären Abläufe, sind das Bindeglied zwischen medizinischem Personal und Eltern.  Wir kümmern uns vor, unter und nach der Geburt  um Mutter, Vater und Kind. Unterstützen die Familie dabei, emotional in dieser lebensverändernden Situation zurechtzukommen. Packen aber auch ganz praktisch dort  an, wo Hilfe notwendig ist.

Auf Wunsch der werdenden Mutter ist deren Doula während der gesamten Wehenzeit und Geburt ohne Unterbrechung an ihrer Seite. Die Doula begleitet eine  Mutter oder ein Paar exklusiv und muss sich nicht um mehrere Frauen gleichzeitig kümmern.  Wir Doulas müssen uns nicht nach einem Schichtplan oder festen Arbeitszeiten richten. Wenn wir gebraucht werden, sind wir da.

Wird eine Doula (teilweise) von der Krankenkasse bezahlt?

NEIN

Aber ich wünsche mir, dass in Zukunft ganz viele Frauen die Rechnung für die Begleitung einer Doula bei ihrer Krankenkasse einreichen werden, damit sich vielleicht irgendwann etwas ändert und die Krankenkassen merken, dass hier Bedarf besteht.

Manche Krankenkassen bieten ein Babyprogramm an, bei der die Mutter ein Budget für Zusatzleistungen erhält. Z.B. Kursgebühren für Babyschwimmen, Dopplersonographie, Folsäure… Vielleicht lässt hier die eine oder andere Kasse mit sich reden, ob der Baby-Bonus auch für eine Doula Begleitung eingesetzt werden kann.

Gibt es Frauen, für die eine Doula besonders gut ist?

Grundsätzlich tut es jeder werdenden Mutter gut, von einer Doula begleitet zu werden. Eine Doula gibt zusätzliche Sicherheit. Die Familie hat zu jedem Zeitpunkt ihrer Schwangerschaft eine Ansprechpartnerin. Jemanden der zuhört  und bei Problemen weiterhelfen kann.

Ich habe bisher meist Frauen begleitet, die bei der ersten Geburt negative oder sogar traumatische Erfahrungen gemacht haben. Frauen, die unter der Geburt nicht ausreichend begleitet wurden, weil die betreuende Hebamme mehrere Frauen gleichzeitig betreuen musste. Frauen, die sich nicht gut  vorbereitet fühlen auf die Geburt, weil sie vielleicht keine Hebamme gefunden haben. Oft auch Frauen, deren Familie und Freunde weit weg wohnen und die in ihrer Nähe niemanden haben, mit dem sie sich austauschen können oder auch in praktischen Dingen unterstützt werden.

In welcher Schwangerschaftswoche beginnt in der Regel die Begleitung durch eine Doula?

Hier gibt es überhaupt keinen Richtwert. Ich hatte schon Anfragen von Frauen, die gerade erst den positiven Schwangerschaftstest in der Hand hielten und ebenso von Frauen, die ganz kurz vor der Geburt standen und plötzlich Zweifel bekamen, ob sie alles was jetzt auf sie zukommt kommt schaffen werden.

Wie auch bei der Hebammensuche ist es ratsam, sich so früh wie möglich auf die Suche zu machen. So hat man noch Zeit, sich ggf. mit mehreren Doulas zu einem Kennenlerngespräch zu treffen und die Wahrscheinlichkeit, dass die „Wunsch-Doula“ noch Kapazitäten frei hat ist größer.

Ist die Doula bei der Geburt dabei?

Auf Wunsch der Eltern ist die Doula dabei.

Es kann aber auch nur die Begleitung der Schwangerschaft und/oder Wochenbett vereinbart werden. Das richtet sich ganz nach den Wünschen der Eltern.

Ist die Doula auch nach der Geburt für die Frau da?

JA

Auch hier kommt es darauf an, was vereinbart wurde. In meinem „Standard-Paket“ ist ein Wochenbettbesuch dabei. Alle weiteren Besuche müssen extra bezahlt werden oder wir vereinbaren bereits im Vorfeld mehrere Termine. Ein besonderes Highlight ist für mich immer das Vorlesen des Geburtsberichts. Hier wird es immer sehr emotional. Sowohl bei den Eltern als auch bei mir. Wir Doulas schreiben einen Geburtsbericht. Dieser Brief wird an das Kind adressiert. Hier stehen zeitliche Abläufe der Geburt , Namen der Hebammen und Ärzte drin. Aber vor allem steht darin, wie z.B. die Stimmung war. Wie es den werdenden Eltern unter der Geburt ging. Welche Gefühle und Emotionen haben eine Rolle gespielt. Gerne stelle ich Euch einen Geburtsbericht zur Verfügung (natürlich mit dem Einverständnis der Eltern).

Was beschäftigt die Frauen am meisten vor der Geburt?

Hier kann ich euch nur Beispiele nennen, da das natürlich bei jeder Frau anders ist.

  • Werde ich das schaffen. Bin ich stark genug für eine Geburt
  • Auf welche Hebamme werde ich in der Klinik treffen?
  • Werden in der Klinik meine Wünsche und Bedürfnisse beachtet?
  • Wird mich mein Partner begleiten und wenn ja, kann und wird er mich unterstützen?
  • Wer betreut die Geschwisterkinder, wenn die Geburt beginnt?
  • Was ist, wenn es zu einem Kaiserschnitt kommt? Wie gehe ich mit der Situation um?
  • Wird mein Kind gesund sein?
  • Welches ist der richtige Geburtsort für mein Kind?
  • Will ich stillen?

Wenn eine Schwangere sich eine Doula wünscht, wie finde wir eine Doula vor Ort?

Unter www.doulas-in-deutschland.de  kann man mit einer PLZ Suche eine Doula in seiner Nähe finden. Hier sind nur Doulas eingetragen, die Mitglied bei Doulas in Deutschland e.V. sind. Mich findet man hier zum Beispiel nicht.

www.doula-info.de  Auch hier kann man über die PLZ suchen. Hier bin z.B. ich gelistet.

Viele Doulas haben eine facebook oder instagram Seite und eine Homepage.

Wie finde ich die passende Doula für mich?

Ich empfehle, sich erst einmal auf der Homepage/facebook/instagram über die Doula zu informieren. Hier findet man in der Regel Infos zu den genauen Leistungen. Hat die Doula z.B. noch eine zusätzliche Ausbildung zur Stillberaterin, Trageberaterin…

Danach sollte man Kontakt aufnehmen und abklären, ob die Doula noch Kapazitäten frei hat. Danach folgt ein unverbindliches und in der Regel persönliches Kennenlerngespräch. Die Doulabegleitung ist für alle Beteiligten sein sehr intimes Erlebnis. Daher ist es das Wichtigste, dass die „Chemie“ stimmt. Nach diesem Treffen entscheiden sowohl die werdenden Eltern als auch die Doula, ob sie sich eine gemeinsame Geburtsreise vorstellen können.

Was passiert bei den Treffen während der Schwangerschaft?

Auch das richtet sich nach den Bedürfnissen der werdenden Eltern.

Bei mir gehört zur Begleitung auch die Teilnahme am Kurs:“ Fit und gesund durch die Schwangerschaft“ dazu. Außerdem erstelle ich immer einen Geburtsplan mit den Eltern. Hier steht drin, was den Eltern bei der Geburt wichtig ist. Der Geburtsplan liegt im Mutterpass und wird beim Anmeldegespräch in der Klinik übergeben.

Ich spreche u.a. folgende Themen an: Stillen, Interventionen,  Wochenbett, Kaiserschnitt, Umgang mit Schmerzen, wann fahren wir in die Klinik, die einzelnen Phasen einer Geburt, Massage, Fantasiereisen, was passiert nach der Geburt mit der Plazenta usw.

Foto: ingimange.com