Interview mit einer betreuten Frau
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Welche Erwartungen hattest du an die Patin für 9 Monate?
Gar keine.
Wie war die Begegnung mit der Patin? Hast du die Begleitung als ausreichend empfunden?
Ja, absolut. Ich habe gesagt, was ich brauche, und sie hat mir geholfen. Auch mit meinem Partner gab es deswegen keine Probleme.
Wann hast du dich für dein Kind entschieden?
Bin nach einem Frauenarztbesuch mit meinem Partner nach Hause gefahren und habe ihm das Ultraschallbild gezeigt. Während der Fahrt habe ich zu ihm rüber geschaut und gesehen, dass er total bewegt war. Dann habe ich gedacht, das kann ich ihm nicht antun. Das kann ich Gott nicht antun. Danach war ich dann nicht total sicher, aber fast.
Ich fragte sie dann, ob sie schon sicher gewesen sei, als ich das 1. Mal bei ihr war. Sie sagte, das wisse sie nicht mehr. Mein Eindruck war ja.
Wie geht es dir heute?
GUT! Wir sind alle glücklich mit dem Kleinen!
Interview mit einer Patin
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Wie hast du von der Aktion „Patin für 9 Monate“ erfahren?
Vor ein paar Jahren bin ich auf der Seite abtreibung.de darauf gestoßen und war sofort begeistert.
Warum hast du dich entschieden, dich für dieses Amt zur Verfügung zu stellen?
Bei wellcome (das Familien nach der Geburt unterstützt) war ich schon ein paar Jahre dabei, und ich dachte, ja, für die Zeit vor der Geburt ist das für manche Frauen auch total hilfreich. Mir fällt es leicht, andere zu ermutigen. Zeitlich bin ich sehr flexibel, mein Mann steht hinter meiner Aufgabe.
Aktuell begleitest du eine Frau als Patin. Was muss man sich darunter vorstellen?
Nach dem ersten telefonischen Kontakt war die Frau schnell mit einem Besuch von mir bei ihr einverstanden. Sie hat mir dann ihre Situation geschildert, es tat ihr gut, einer „fremden“ Person alles in Ruhe schildern zu können. Dann haben wir zusammen überlegt, was ihr als nächstes am ehesten helfen würde. Das war der Besuch bei einer Beratungsstelle, denn dort erfährt man, welche Hilfen möglich sind, und nur dort kann ein Antrag gestellt werden für spezielle Zuschüsse. In manchen speziellen Fragen kenne ich mich auch nicht so gut aus (Arbeitsrecht, Mutterschutzbestimmungen z. B.) und bin ich dankbar für kompetente Beratung. Da der Partner der Frau keine Zeit hatte, habe ich sie dorthin begleitet. Auch alle Anträge (Elterngeld, Kindergeld) hat sie schon mitgenommen.
Bei den nächsten Treffen haben wir dann besprochen, wo und wie sie die Babyausstattung bekommt. Einiges konnte ich ihr ausleihen, anderes bekam sie geschenkt, wieder andere Dinge konnte sie günstig kaufen. Wir haben angefangen, die Anträge auszufüllen; ganz fertig stellen kann man sie ja erst nach der Geburt. Manchmal schreibt sie mir auch kurz, dass sie einen Behörden- Brief nicht richtig versteht.
Nach der Geburt habe ich sie bisher 2-mal besucht, natürlich auch um das Baby kennen zu lernen.
Welche Voraussetzung sind nötig, um eine Patin werden zu können?
Ein weites Herz und Zeit für Frauen in einer sehr belastenden Situation. Es tut den Frauen einfach gut, mit jemand reden zu können, der unvoreingenommen ist.
Es ist auch gut, wenn man zeitlich flexibel ist. Denn es ist hilfreich, wenn man schnell reagieren kann. Zuerst telefonisch, aber dann auch mit einem Besuch.
Was muss ich können / wissen?
Ich möchte den Frauen mit spürbarer Wertschätzung und Respekt begegnen, egal wie die Situation ist.
Wissen: Wo kann ich mir Informationen besorgen? Also bei klassischen Beratungsstellen, Jugendamt, Familienbildungsstätten, EVA, Caritas, …
Meine Erfahrung ist, dass bei jeder Frau wieder andere Informationen nötig sind. Also sich einfach durchfragen!
Hilfemöglichkeiten aktiv anbieten und ansprechen – was die Frau dann daraus macht, ist ihre Sache!
Welche Aufgaben hat eine Patin?
Praktische Aufgaben: Begleitung zur Beratungsstelle, helfen beim Anträge ausfüllen, Informationen zusammensuchen, helfen beim Zusammenstellen der Babyausstattung.
Wieviel Zeit muss man einplanen?
Über die Dauer der Schwangerschaft so 1–2 Stunden in der Woche. Am Anfang sicher etwas mehr, doch dann gibt es oft auch ruhige Wochen.
Nach der Geburt brauchen manche Hilfe beim Anträgeausfüllen.
Wer hilft dir weiter, wenn du als Patin nicht mehr weiter weißt oder von dich der Situation überfordert fühlst?
Zunächst – es ist überhaupt nicht schlimm zu sagen, „da kenne ich mich nicht aus, ich muss mich erst erkundigen“. Es gibt kompetente Beraterinnen, Frauen mit viel Erfahrung, die ich ansprechen kann.
Welches Resümee würdest du zu deinem Patinneneinsatz ziehen?
Ich staune immer wieder, welche Entwicklung die Frauen durchmachen. Zu Beginn herrscht oft Mutlosigkeit, die Probleme scheinen übergroß. Nach der Geburt sagen viele aus tiefstem Herzen „es geht mir gut“. Oder: „das Baby hat mir geholfen, mein Leben besser zu strukturieren“. Und ich empfinde große Dankbarkeit, dass ich dazu beitragen konnte!
Und ich freue mich schon auf einen neuen Einsatz!